skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 150 Institutionen Gymnasium Würden alle Kantone jeweils «nur» den 20% leistungsstärksten Schülerinnen und Schülern den Übertritt in ein Gymnasium ermöglichen ( Grafik 128 ), wären die Leistungsunterschiede in den Kantonen mit unterschiedlichen Maturitätsquoten für das Fach Testsprache nahezu verschwunden, in Ma- thematik und Naturwissenschaften würden sie sich verringern, wären aber immer noch vorhanden. Neue Abschlüsse: zweisprachige Maturität, International Baccalaureate Gemäss Art. 18 MAR 95 können die Kantone eine zweisprachige (eine zwei- te schweizerische Landessprache oder Englisch) Maturität anbieten. Damit diese als zweisprachige Maturität anerkannt wird, müssen seit dem 1. Janu- ar 2013 mindestens drei (früher zwei) Sachfächer in der gewählten Immer sionssprache unterrichtet werden und deren Gesamtstundenzahl mindes- tens 800 (früher 600) Stunden betragen (Reglement der Schweizerischen Maturitätskommission für die Anerkennung kantonaler zweisprachiger Ma- turitäten vom 16. März 2012). Zwei Modelle stehen zur Auswahl. Modell A mit teilweisem Immersionsunterricht an der Heimschule umfasst den Im- mersionsunterricht an der Heimschule und einen optionalen Sprachauf- enthalt. Modell B sieht den vollständigen Immersionsunterricht an einer Gastschule vor. Während mindestens eines Schuljahres muss ein Sprach- aufenthalt absolviert werden. Der immersive Unterricht ist verbreitet und wird an über 70% der Schweizer Gymnasien angeboten; am häufigsten ist dabei die Kombination Deutsch und Englisch ( Grafik 129 ). Das International Baccalaureate (IB) ist – im Unterschied zur zweispra- chigen Maturität – ein international anerkannter Mittelschulabschluss, der nicht durch das Maturitätsreglement abgedeckt ist. An den schweizerischen Hochschulen ist das IB unter gewissen Bedingungen anerkannt. Jede Uni- versität ist aber frei, zusätzliche Aufnahmekriterien festzulegen, wie bspw. eine gewisse Mindestpunktzahl beim Abschluss oder eine zusätzliche Zu- lassungsprüfung (www.crus.ch). In der Schweiz bieten 35 Schulen ein Di- plomprogramm mit einem International Baccalaureate an (www.ibo.org). Aktuelle Projekte zur Sicherung des prüfungsfreien Zugangs an die Universitäten Zur langfristigen Sicherung des prüfungsfreien Übertritts von den gymna sialen Maturitätsschulen an die Universitäten haben das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) und die EDK fünf Teilprojekte initiiert (Medienmitteilung vom 11.4.2012). Projekt 1 soll die basalen fachli- chen Studierkompetenzen am Gymnasium festlegen. Projekt 2 zeigt Mög- lichkeiten zur Unterstützung auf, sollten Schulen/Kantone vermehrt ge- meinsames Prüfen organisieren wollen ( Effektivität, Seite 151 ). Projekt 3 sieht vor, dass die Kommunikation zwischen Gymnasien und Hochschu- len verstetigt und weitergeführt werden soll. Projekt 4 zeigt Optionen, wie die Studien- und Laufbahnberatung am Gymnasium verbessert und die ho- hen Zahlen an Studienabbrüchen bzw. -wechseln vermindert werden kön- nen. Projekt 5 soll im Anschluss die landesweite Harmonisierung der Dauer der Ausbildung prüfen, die zur gymnasialen Maturität führt. 128 Durchschnittliche Differenz in PISA-Punkten im Vergleich zu Kantonen mit tiefer Maturitätsquote Daten: OECD (PISA 2009); Berechnungen: SKBF Punktedifferenz –80 –70 –60 –50 –40 –30 –20 –10 0 Maturitätsquote hoch Maturitätsquote mittel 20% Beste alle20% Beste alle20% Beste alle Testsprache Mathematik Naturwissen- schaften mittlere Maturitätsquote hohe Maturitätsquote 129 Anzahl Gymnasien in der Schweiz mit Immersionsunterricht, 2012 Daten: SBFI 0 10 20 30 40 50 R D I D F I F E F D D R D I D E D F obere Legendenzeile = Ursprungssprache untere Legendenzeile = Zielsprache D = Deutsch, E = Englisch, F = Französisch, I = Italienisch, R = Rätoromanisch